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Ich habe geträumt, es wäre ein Doppelgänger von mir in der Stadt unterwegs, der durch alle Kneipen zieht und überall nur ein Glas Leitungswasser mit einem Spritzer Soda bestelle. „Wie Dagobert Duck“, sagt mein Doppelgänger immer dazu. In der Folge dieses Treibens erhalte ich dann in allen Kneipen Hausverbot, weil ich mehr Kosten als Umsatz generieren würde und das könne man in Pandemiezeiten nicht tolerieren. Früher hätte ich immer ein oder zwei Bier getrunken, das sei noch okay gewesen, aber mit Leitungswasser dürfe ich mich nicht mehr blicken lassen.

Dass ich komisch träume, das liegt bestimmt an den Olympischen Spielen. Da bin ich immer ganz durcheinander. Der olympische Geist stört meinen Schlaf.

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Als ich gestern Abend nach Hause kam, traf ich noch den Hannes. Der hatte ja meinen Bruder in Berlin besucht und sagte, es habe ihm gefallen. Das habe aber auch daran gelegen, dass ihm alles Denken abgenommen worden war. Uke sei „wie eine Mutter“ zu ihm gewesen… Nun gut… Wahrscheinlich hat er ihm auch die Flasche gegeben. Die eine oder andere jedenfalls.

Uke selbst hingegen kam gestern aus Heidelberg zurück. Dort hatte er die Carolin besucht. Er hat alles gesehen in Heidelberg, nur die Thingstätte nicht. Aber dafür hat Carolin ihm erzählt, dass ich diese ja damals besichtigt hatte, als ich bei ihr zu Besuch war. Das war aber nur möglich, weil ich ja mit dem Auto da gewesen sei.

Das Sonderbare ist nur, dass ich damals mit dem Zug zu ihr gereist war und wir gerade nicht bei der Thingstätte waren, obwohl ich mir das gewünscht hatte. Hinderungsgrund war, dass wir eben kein Auto hatten.

Stellt sich jetzt die Frage: War der berüchtigte Herr Cordes zwischendurch mal an meiner Stelle bei Carolin oder raucht die einfach ganz komisches Zeugs?

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 Wenn ich gewusst hätte, was es auslöst, wenn ich bekunde, einen guten Tag gehabt zu haben, dann hätte ich die Klappe gehalten. Es hagelt Anfragen und Unverständnisbekundungen aus aller Welt. Am Mittagstisch der Nachbar ist sogar angeblich über die „sexuelle Komponente“ meiner guten Laune diskutiert worden.

Aber bei denen ist es ja auch schon so weit, dass die mal „Herrn Cordes“ zum Essen einladen wollen, „den Bosse“ aber nicht.

Gestern in der Disco gewesen. So weit alles normal. Wir warteten jedoch recht lange auf die Kollegen, die vom Vorglühen aus später nachkommen wollten. Einem Kollegen und seiner Ollen dauerte das zu lange, so dass sie so gegen halb drei gingen. So gegen drei Uhr stand der gute Mann, im übrigen immer och sturztrunken, wieder vor uns.

„Mir ist gerade was ganz komisches passiert“, lallte er. Es stellte sich heraus, dass ihm die Nachkömmlinge auf dem Nachhauseweg entgegengekommen waren. Seine „Freunde“ nahmen ihn spontan und kommentarlos in den Schwitzkasten und schleppten ihn zur Disco zurück. Seine Freundin ist im übrigen genauso kommentarlos weitergegangen.

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Es geht schon wieder los.

Ein junger Mann hält schnurstraks auf Termo zu. „He!“ ruft er und schüttelt Termo die Hand. Termo ist etwas irrititiert.

„Kennst mich noch?“ fragt der Mensch.

„Nein“, sagt Temmo wahrheitsgemäß.

„Doch.“, sagt er. „Ich bin’s, Stefan. Wir haben uns vor zwei Wochen am Freitag kennengelernt.“

Termo zuckt nur hilflos mit den Schultern. „Unter welchen Umständen denn?“

„Bei Katharina. Fällt dir schon wieder ein.“ Er klopft mir freundlich auf die Schulter und zieht von dannen.

Langsam nervt das ganz fürchterlich.

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Im Übrigen scheint eine weitere meiner gespaltenen Persönlichkeiten aufgetaucht zu sein: Die Meyer Werft rief hier vorhin an und fragte, ob es hier einen Herrn Schmitz gibt. Der hätte sich nämlich als Mitarbeiter für die Rheiderland-Zeitung für eine Veranstaltung heute Abend da angemeldet.

Wir haben aber keinen Schmitz…

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Ach ja. Das war ein Silvesterchen. Erfolgreich alle Katastrophen umschifft. Das dritte Silvster in Folge, das ich ruhigen Gewissens in die Kategorie „vollkommen belanglos“ einordnen kann (da ist fast die Beste, die es für Silvester gibt). Ich beginne so langsam, meine Angst vor dem Jahreswechsel zu verlieren. Aber bloß nicht unvorsichtig werden, Termo.

Ich hatte unerwartet Besuch. Ole und Herr Cordes waren da. Ole ist so ein kleiner Hässlicher, ein richtiger Tunichtgut. Cordes ist eher ein ruhiger und gesetzter Mann im besten Alter. Spricht nur Platt und treibt sich viel auf den Emsdeichen herum.

Naja, wo sie schon mal da waren, haben wir uns halt ’nen netten Abend gemacht. Skat haben wir beispielsweise gespielt. Ich habe gewonnen. Herr Cordes hat nämlich nur die ganze Zeit irgendwelche Geschichten erzählt, ohne aufs Spiel zu achten und Ole mochte einfach nicht zugeben, dass er das Spiel gar nicht konnte.

Ich bin sie zum Glück rechtzeitig wieder losgeworden, bevor sich mein Verstand endgültig ausgeklinkt hatte.

Das wäre mir allerdings heute zugute gekommen. Wir hatten nämlich ein spontanes kleines Häuptlingstreffen.

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Ich klagte heute in der täglichen Glosse auf der Seite 1 der Rheiderland-Zeitung der Welt mein Doppelgängerunglück mit „Herrn Cordes“ und hoffte, dass es nicht der Brandstifter ist, der sich auf Kosten meines Rufes zur Zeit im Rheiderland herumtreibt.

Wenig später rief ein Herr Cordes in der Redaktion an und beschwerte sich. Er würde ja gar nicht so aussehen wie ich und ein Brandstifter sei er auch nicht.

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Ein paar neue pikante Details zu meinem unerklärlichen Auftauchen gestern Abend in Weener sind auf meine Nachforschungen hin zu Tage getreten: a) Der Zeitpunkt meiner Sichtung deckt sich erschreckend genau mit der Zeit, in der ich mich schlummernd und von Schlesien träumend auf meinem Sofa wähnte. b) Mein Bruder soll auf dem Beifahrersitz des Wagens gesessen haben, oder aber Dirk Nowitzki.

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„Na, was hast du gestern Abend denn noch in Weener getrieben?“ schallte mir heute früh die Frage des Kollegen Hanken entgegen. Dabei war ich gestern gar nicht in Weener. „Komisch“, sagt der Kollege. „Dein Auto, dein Kennzeichen und meine Frau meinte auch, den typischen Bosse-Kopf gesehen zu haben.“

Langsam, aber sicher, wird mir mein ominöser Doppelgänger etwas unheimlich.

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Langsam ist das nicht mehr lustig. Es kann doch nicht sein, dass man mich jedesmal für jemand anderen hält, wenn ich abends mal weggehe.

Falls diesbezüglich jemand was weiß, das ich nicht weiß (selten genug kommts vor *hüstel*), dann kläre man mich doch bitte auf. Ich habe so das dumpfe gefühl, dass es da vielleicht das eine oder andere klarzustellen gibt.

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War ein selten bekloppter Tag heute. Und der Verwechslungsreigen geht munter weiter. Ich steh so auf dem Deich, da kommt ein alter Friese auf mich zu und sagt: „Moin Herr Cordes.“

Ich sag: „Ik bün neet de Herr Cordes, ik bün de Herr Bosse.“

„Oh“, seggt he. „Un ik hebb docht, dat du de Herr Cordes büst.“

Warum ich auf dem Deich stand? Nun, vergangene Woche fuhr ein Holländer nachts mit seinem Kahn durch die Ems. Er dachte sich auf einmal: „Bieg ich doch einfach mal rechts ab, mal gucken, was passiert.“

Und was passierte? Rechts war das Ufer, er rammte eine Buhne und sank. So weit so gut. Ich jedenfalls wollte heute mal schauen, wie die Bergung des Wracks so voranging. Blöde Idee. Es gab wenig zu sehen, dafür aber eine Menge Schlamm, durch den man stapfen musste.

Als ich schließlich mit nassen Füßen und von oben bis unten mit Schlamm besudelt in der Redaktion auftauchte, würdigte man mein persönliches Opfer für den Journalismus nicht, sondern war froh, sich mal wieder gepflegt über den Bosse (Cordes?) lustig machen zu können.

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Schon zum wiederholten Male bin ich gestern von jemandem angesprochen worde, die mich für jemand anderen hielt. Kompliziert wurde diese Begegnung zunächst auch noch dadurch, dass ich sie offenbar irgendwoher zumindest vom sehen kannte (eine unangenehme Nebenwirkung meines Jobs) und mich vor allem über ihre Vertrautheit wunderte.

Ihr Irrtum stellte sich dann jedenfalls doch schnell heraus. Ihr war es wohl ziemlich peinlich. Naja. Haben uns dann noch ganz nett unterhalten.

Mich beunruhigt nur, dass hier offenbar irgendwo jemand sein Unwesen treibt, der genauso aussieht wie ich. Dass ich vor allem von Mädels diesbezüglich angequatscht werde, lässt darauf schließen, dass mein Doppelgänger ein ziemlicher Tunichtgut ist.

Im übrigen würde das auch erklären, warum mich einige flüchtige Bekannte in letzter Zeit nicht mehr grüßen und sogar regelrecht ignorieren, wenn man sich über den Weg läuft. Da hat mich wohl jemand übelst in Verruf gebracht…

Ich werde dem mal nachgehen, wenn sich die Gelegenheit bietet.