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Pädagogik in einer Zeitungsredaktion: Termo vergaß gestern Früh in der Eile, eine Person unter einem Foto namentlich zu erwähnen. Damit handelte er sich auch gleich einen Rüffel vom Geschäftsführer ein.

Der Chefredakteur meinte allerdings, es wäre pädagogisch sinnvoller, mir zu sagen: „Herr Bosse, sehr gut, Sie haben fünf von sechs schon geschafft. Nächstes Mal schaffen Sie auch den Sechsten.“

Übrigens: Zu glauben, über meine Kandidatur bei der letzten Landtagswahl sei mittlerweile Gras gewachsen, war natürlich ein Trugschluss. Gerade jetzt, wo es ziemlich genau ein Jahr her ist, werde ich immer wieder darauf angesprochen.

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Und mein Ruhm ist immer noch ungebrochen. Gestern vorm Zollhaus tönte ein mir unbekannter angetrunkener junger Herr in meine Richtung: „Ey! Das ist der Dings, der Kandidat! Ey Du, ich hab Dich nicht gewählt!“ Darauf sein Kollege, genauso laut: „Ich wohl!“

Schön ist aber auch, dass ich auch noch Ruhm aus meiner Prä-Politiker-Zeit besitze. Im Zollhaus wurde ich von einer Gruppe junger Leute angesprochen, ob ich sie nicht fotografieren könne. Ich fragte: „Warum? Ich kenne Euch doch gar nicht.“ Darauf die Antwort: „Wir Dich aber. Du bist doch dieser Bauchnabel-Typ…“

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So eben ging folgende Pressemeldung an alle lokalen Zeitungen raus:

Bosse verfehlt Traumergebnis nur knapp –
Einzelbewerber erreicht 0, 4 Prozent

Neukamperfehn. „Es hätte schlimmer kommen können: Ich hätte gewählt werden können.“ Temmo Bosse, Einzelbewerber im Wahlkreis 91 „Leer“ war offensichtlich zufrieden mit seinem Ergebnis. Bosse hatte 162 Stimmen errungen und damit einen Anteil von 0,4 Prozent am Gesamtergebnis.
Trotz seiner Zufriedenheit gab sich der 23jährige Neukamperfehntjer selbstkritisch. „Ich habe mein Wunschergebnis um 0,4 Prozentpunkte verfehlt. Knapp, aber verfehlt.“ Bosse rief das „Projekt 0,0“ ins Leben, nachdem er es nicht geschafft hatte, seine Kandidatur rechtzeitig zurückzuziehen. „Da steckte eine Menge Arbeit drin, aber die Mühe hat sich gelohnt“, kommentiert Bosse den positiven Wahlausgang. Das „Projekt 0,0“ war von einer beispiellosen Medienpräsenz (NDR, RTL u.a.) begleitet worden. Allerdings war seine Kampagne nicht überall angekommen. Insbesondere unter den Briefwählern hatte der Einzelbewerber relativ hohe Stimmenanteile. Dafür kam ihm das Wetter zu Hilfe: Viele seiner potenziellen Wähler waren bei der Kälte zu Hause geblieben.
Nach der glücklichen Wahlniederlage ist Bosse jedoch noch nicht am Ende mit seinem Latein. „Die nächste Wahl kommt ganz bestimmt“, verspricht Bosse und lässt keinen Zweifel daran, dass er wieder dabei sein wird.

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Vorläufiges amtliches Endergebnis: Bosse erreicht 0,4 Prozent! Es gab immernoch 162 Leute, die glaubten, mich wählen zu müssen. Selber Schuld. Oder besten Dank. Oder was auch immer.

Beim Tippspiel habe ich dabei interessanterweise selbst gewonnen, mit meinem Tipp von 150 Stimmen. Aber da das nicht fair wäre, bekommen die vier, die 0,3 Prozent getippt haben, jeweils einen ausgegeben: Bugl, Hilko, Helge und Groene.

Am meisten zugetraut hat mir meine Kusine Neele mit 22,5 Prozent. Das Wenigste hat Lotta erwartet, mit einem Tipp von neun (!) Stimmen. Fast schon unverschämt.

Damit ist das ganze endlich ausgestanden. Das wurde auch Zeit.

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Was ich mit meinem Unmuts-Kandidaten-Dasein bis dato nicht geschafft hatte, vollbrachte ich heute mit meiner kleinen Fußballeinlage vom Dienstag: Ich ziere die Seite 1 der „Rheiderland“ Zeitung.

Außerdem telefonierte ich heute mit einer jungen Dame, die für die Schule ein Referat über die Landtagswahl halten muss und dementsprechend die Kandidaten des Wahlkreises vorstellen soll. Die hatte noch nicht mitbekommen, dass ich nicht mehr gewählt werden will. Vielleicht arbeitet mein Propaganda-Apparat nicht so lückenlos, wie ich dachte…

Daher sei noch einmal auf das Tippspiel zur Wahl hingewiesen: Tippt mein Ergebnis und gewinnt im günstigsten Fall eine Kiste Bier. Tipps nach hier.

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Hiermit schreibe ich einen Wettbewerb aus. Es geht darum, zu tippen, wie gut mein Wahlergebnis nächste Woche sein wird. Getippt wird auf das Zehntelprozent genau, von mir aus auch auf die absolute Stimmenanzahl. Tipps bitte an diese Adresse. Nur ein Tipp pro Person.

Wer genau tippt, bekommt bei passender Gelegenheit ne Kiste Bier. Bei zwei Siegern entscheidet das Los oder so. Wenn keiner genau tippt, bekommt halt der Nächste einen ausgegeben.

Dann tippt man schön.

Ach ja, wer zu weit von mir weg wohnt, um die Preise entgegen nehmen zu können, muss sich mit einem Glückwunschschreiben seiner Exzellenz Termo begnügen.

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Letzte Woche pünktlich zum Wochenende krank, diese Woche pünktlich zum Wochenende halbwegs wieder fit. Wunderbar. Das sieht man daran, dass ich endlich wieder lange genug vorm Spiegel stehen konnte, um mich zu rasieren. Der Pelz ist also wieder ab.

Das ZDF und SAT1 haben sich glücklicherweise erstmal nicht wieder gemeldet. Denen hätte ich eh bestenfalls auf die Kamera kotzen können. Vielleicht wäre das aber endlich die gewünschte Anti-Werbung gewesen. Überall erkennt man mich nämlich, klopft mir auf die Schulter und erzählt mir, dass ich ganz bestimmt gewählt werde.

Sogar der CDU-Kandidat aus dem Nachbarwahlkreis findet da seine diebische Freude dran. Naja. Eine gute Woche noch, dann ist der Alptraum endlich vorbei.

Oder geht erst richtig los.

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Der Reigen geht weiter. Auf einem meiner mittäglichen Streifzüge durch Weener lief mir gerade ein schmierig lachender Lars Klinkenborg über den Weg. „Ah, da ist ja unsere Weeneraner Berühmtheit“, rief er. Dann teilte er mir mit, dass er den Beitrag von RTL, der gestern im Regionalprogramm lief, im RTL „Punkt 12“ gesehen hätte.

Damit ist eine neue Dimension erreicht. Nach regionaler (NDR 1 Regionalmagazin), niedersachsenweiter (FFN, Antenne, N3 „Hallo Niedersachsen“, RTL „Guten Abend RTL“) und norddeutschlandweiter (NDR 2) Ausstrahlung ist mit „RTL Punkt 12“ die deutschlandweite Verbreitung erreicht.

Aber immer positiv sehen: Die Bayern dürfen mich nicht wählen.

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Es ist schon irgendwie bizarr, die ganze Geschichte. Und wo man geht und steht, man trifft immer auf sich selber. So wollte ich eben auf den Internetseite des NDR eine Kleinigkeit recherchieren und stieß dabei auf einen Artikel. Zwischen „Partei-Pressestellen melden massenhaft Erfolge“ und „Spitzenpolitiker diskutieren über Wirtschaft“ fand sich „Wahlkampf verkehrt – Kandidat auf dem Rückzug“ mit Bildchen von mir, dem Artikel in der „Rheiderland“ Zeitung und dem Sachbearbeiter des Landkreises. Kein sonderlich präziser Artikel, aber ein Artikel.

Vielleicht sollte ich mich vorsichtshalber mal so durchs restliche Internet arbeiten und gucken, ob ich noch woanders verunglimpft werde.

Unsere lütte Praktikantin hier ist ja eh fest davon überzeugt, dass mich Stefan Raab früher oder später zu fassen bekommt.

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Mein Gott! Mein Gott!

Es läuft den ganzen morgen schon in den Nachrichten auf Hitradio Antenne!

„In Ostfriesland gibt es einen Landtagskandidaten, der gar nicht gewählt werden will. Temmo Bosse aus Neukamperfehn hat hat nämlich ein Jobangebot…“

Mein Gott. Ich fühle mich so müde… so unsagbar müde…

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Und weiter gehts: Heute hat sich das „Pressebüro Nordwest“ auch noch um meine Geschichte gerissen. So weit ich weiß, arbeiten die für dpa oder ddp oder sowas.. Wollen wir hoffen, dass so eine Provinzposse außerhalb der Provinz nicht weiter von Interesse ist.

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Eben hab ich mich auch noch im „General Anzeiger“ entdeckt. Genau wie im „Wecker“ als Meldung auf Seite 1.

Hoffentlich ist es damit ausgestanden.

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Gestern stand es es auch noch im „Wecker“. Mahlzeit.

Hilko erklärte uns beim gestrigen Rollenspielen, dass man mit einem menschliches Fäkal fortgeschrittenen Alters (er benutzte alleridings den Begriff „tausend Jahre alte Kackwurst“) sogar Diamant schneiden könnte. Woher er das wohl weiß?