Fantasy-Rollenspiele – immer wieder eine Quelle interessanter Erfahrungen. Während ich ja halbwegs regelmäßig mit meinen Kollegen eine relativ normale (so fern das möglich ist) und effiziente Art des Rollenspiels pflege, so ist mir jetzt kürzlich wieder eine andere Variante ins Gedächtnis gerufen worden, und zwar mit meinem Bruder und seinen Kollegen.
Nachdem in den letzten Jahren das traditionelle Weihnachtsspielen mit diesen Leuten nicht stattgefunden hatte, klappte es heuer überraschenderweise. Mental traf es mich dennoch etwas unvorbereitet. Die Art zu Spielen, wie sie hier gepflegt wird, basiert nämlich besonders auf einem Prinzip: Querulanz. Insbesondere der Spielleiter hat darunter zu leiden. Das war ich glücklicher- und ausnahmsweise nicht.
Die Spieler warten nur darauf, irgendwie dem Spielleiter ans Bein pinkeln zu können. Beliebtes Mittel ist dabei die Umdeutung von Eigennamen, die im Spiel fallen. Wenn eine Stadt beispielsweise „Duvick`s Pass“ heißt, wird dies nach der ersten Aussprache des Namens zunächst einmal mit lautem und anhaltendem Gelächter quittiert. Danach macht man sich permanent darüber lustig, wenn der Spielleiter versucht, diesen Namen zu meiden oder anders auszusprechen.
Wenn ein wenig Handlung ins Spiel kommt oder der Spielleiter versucht, etwas Stimmung aufzubauen, wird dies auch gleich kaltblütig zunichte gemacht. Meist mit Regeldiskussionen (besonders lustig, wenn der Spielleiter die Regeln nicht wirklich kennt), oder dadurch, dass Spieler dem Leiter mitteilen, wie unlogisch sie doch alles finden, was da gerade passiert. („Warum greift die infernalische Ratte den gerade MICH an? So infernalisch kann die doch gar nicht sein!“)
Irgendwann ist der Spielleiter soweit, dass er selber zum Ambientekiller wird. Z.B.: „Du hast also beim Jagen im Wald gut gewürfelt? Dann fängst du einen Walfisch.“ Solche Stilblüten werden dann durch die Spieler beispielsweise dadurch honoriert, dass die aus dem Wal Lebertran machen und sich damit Molotowcocktails basteln, die mitunter den Plot sprengen.
Und dann wundert sich die Gruppe darüber, dass nie jemand Spielleiter sein will. Und ich wundere mich, warum mich dieses Verhalten so ansteckt.
Ich will nicht behaupten, dass ich mich nicht amüsiert hätte, doch auf die Dauer wird sowas ein wenig anstrengend. Aber ich freue mich aufs nächste Jahr.