Heute wieder interessante Erfahrungen gemacht. War zum Essen eingeladen. Der älteste Sohn kochte. Ich war rechtzeitig da und konnte daher das ganze Schauspiel in voller Länger miterleben.
Es begann zunächst damit, dass die Eltern, die über Nacht nicht da gewesen waren, rechtzeitig zum Mittagsmal wieder eintrafen. Die Mutter betrat als erstes das Haus und grüßte. Danach kam der Vater, fluchend und vollgepackt mit Koffern und Taschen. „Schaut euch das an!“ rief er. „Und dann sagt die Frau, ich soll auch noch den Hund losmachen.“
Eben diesen Hund begrüßte der Vater wenig später mit den Worten: „Hallo, mein schönes Mädchen.“ Seine Tochter hörte dies und sagte etwas weinerlich: „Hier. Hier bin ich.“
Die Diskussion zwischen Vater (Jäger) und Sohn (Koch) über Vor- und Nachteile von Zucht- und Wildenten („Die Wildenten kann man kochen wie man will, die werden nicht weich“) überspringen wir. Kurz vor dem Essen bat mich die Mutter schließlich darum, etwas in der Zeitung zu veröffentlichen. Das brachte sofort den Koch wieder auf die Palme. „Jetzt sieht das wieder so aus, als hätte ich ihn nur eingeladen, damit er für euch was in die Zeitung bringt:“
Als er dann kurz den Raum verließ, vetraute mir seine Schwester an, dass er sich gerne als „das König“ tituliert und sie eine Rebellion gegen ihn plant. Das äußerte sich auch beim Streit um die Reihenfolge der Essenszuteilung. Man war sich noch einig, dass die Gäste zuerst bekommen sollten, danach begann das große Hauen und Stechen. Und der Herr des Hauses saß kopfschüttelnd als letzter vor einem leeren Teller.
Nun begann die ebenfalls anwesende Freundin des mittleren Sohnes, die Haut von den Entenstücken zu pulen. Alles was im Mund knirscht, würde sie nicht mögen. „Du isst also auch kein Gemüse“, wurde gleich nachgehakt. Bei Gemüse wäre das was anderes. Ich meinte nur: „Immerhin isst sie überhaupt Fleisch. Da gibt es noch ganz andere Kaliber.“ Der Vater ließ einen Stpßseufzer los. „Dat segg man.“
Nun bekundete der Jüngste, dass ihm das Essen nicht zusage, was den Koch feststellen ließ, dass er ausgerechnet SEIN Essen nie mögen würde.
Das Mittagessen schloss in einer Diskussion um den nicht vorhandenen Nachtisch und der Drohung des Familienvaters, seinem mittleren Sohn eine Gabel ins Bein zu rammen. („Schon mal gehabt? Nein? Es gibt immer ein erstes Mal.“)